
Wärme gegen Depression: Wie gezielte Wärme das seelische Tief lindern kann
Eine neue Studie zeigt: Eine einzige Sitzung mit Ganzkörperwärme kann depressive Symptome deutlich senken – und das über mehrere Wochen hinweg. Erfahre in diesem Beitrag, wie gezielte Hyperthermie wirkt, warum Wärme das seelische Gleichgewicht unterstützen kann und was Betroffene daraus für sich mitnehmen können.
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Trotz moderner Medikamente und Psychotherapie sprechen viele Betroffene nicht ausreichend auf klassische Behandlungen an. Genau hier setzt eine ungewöhnliche, aber vielversprechende Idee an: Wärme.
Eine Studie aus den USA hat jetzt untersucht, wie sich eine einmalige Anwendung von Ganzkörperhyperthermie (WBH) auf depressive Symptome auswirkt – und die Ergebnisse sind beeindruckend.
🧪 Die Studie im Überblick
Veröffentlicht in: JAMA Psychiatry, 2016
Titel: Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial
Studienart: Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie (Goldstandard)
Teilnehmerzahl: 34 Personen mit diagnostizierter Major Depression
🔍 Aufbau der Studie:
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Die Probanden wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:
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Eine Gruppe erhielt eine echte WBH-Behandlung: Dabei wurde der Körper in einer speziellen Wärmekammer auf eine Kernkörpertemperatur von ca. 38,5 °C erwärmt.
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Die andere Gruppe bekam eine Scheinbehandlung – sie erlebte die gleiche Umgebung, aber ohne intensive Wärme.
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📈 Die Ergebnisse: Wärme wirkt!
Bereits eine Woche nach der Behandlung zeigte sich ein deutlicher Unterschied:
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Die WBH-Gruppe hatte eine signifikante Besserung ihrer Symptome auf der Hamilton-Depressionsskala (HDRS).
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Dieser Effekt hielt bis zu sechs Wochen an.
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Im Vergleich zur Scheinbehandlung war die Verbesserung klinisch und statistisch signifikant.
👉 Das bedeutet: Schon eine einzige Hyperthermie-Sitzung kann spürbar zur Verbesserung der Stimmung beitragen.
Warum sollte Wärme helfen?
Wärme wirkt auf mehreren Ebenen:
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Neurobiologisch: Studien deuten darauf hin, dass Wärme bestimmte Hirnregionen aktiviert, die mit Stimmung und emotionaler Regulation zu tun haben.
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Entzündungshemmend: Viele Experten vermuten, dass bei Depression niedriggradige chronische Entzündungen eine Rolle spielen. Wärme kann hier regulierend wirken.
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Psychophysiologisch: Wärme beruhigt das Nervensystem und kann zu einer gefühlten Entspannung beitragen – ein Gefühl, das depressiven Menschen oft fehlt.
Wärme kann mehr als nur den Körper entspannen – sie kann auch die Seele erreichen.
Die Studie liefert einen vielversprechenden Ansatz, wie alternative Methoden in die Behandlung von Depressionen integriert werden könnten.
Quelle:
Janssen CW, Lowry CA, Mehl MR, et al. Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry. 2016;73(8):789–795.
https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/2521478
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Beratung.